Anzuchtgefäße – Vorteile & Nachteile

Im Frühjahr häufen sich bei mir viele Fragen rund um das Thema Anzucht und Setzlinge.
Mit dieser 7-teiligen Serie möchte ich euch thematisch meine Erfahrungen teilen, eure Fragen beantworten und viele Tipps und Tricks verraten, wie auch ihr gesunde Setzlinge heranzieht!

Welches Anzuchtgefäß ist das Richtige?

Es gibt so viele Möglichkeiten, Töpfe und Gefäße in denen Samen angesetzt und Pflänzchen hochgezogen werden können. Der Fantasie sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt. Jede Art der Anzucht hat ihre Vor- und Nachteile, auf die ich hier gern mehr eingehen möchte.
Am Ende entscheidest du, welches Aussaatgefäß für dich am besten passt.

Die Unterschiede der Anzuchtgefäße

Wie schon erwähnt, hat jeder Anzuchttopf seine Vor- und Nachteile. Wichtige Faktoren dabei sind die Luftzufuhr, Schimmelbefall, Feuchtigkeitsabgabe, Nachhaltigkeit, Kosten und Handhabung beim Umpflanzen.

Plastiktöpfe, Anzuchtschalen, Sushi-Verpackungen

Plastiktöpfe sind die am meist verwendeten Anzuchtgefäße.
Sie sind einfach zu befüllen und zu transportieren.
Es gibt sie mit passender Abdeckhaube. Bei Modellen mit durchsichtigen Töpfen hast du sogar Blick auf die Wurzeln.

Luftzufuhr: Die Luftzufuhr zu den Wurzeln ist nicht optimal, weil Plastik nicht atmungsaktiv ist.
Feuchtigkeit: Die Feuchtigkeit bleibt in der Erde, da es nicht saugfähig ist wie Karton.
Aber Achtung:
Schimmel & Trauermücken: Bei zu viel Feuchtigkeit kann die Erde zu schimmeln beginnen und es ist ein Paradies für Trauermücken.
Nachhaltigkeit: Plastik ist auf den ersten Blick nicht nachhaltig. Wer aber beim Kauf auf qualitativ hochwertigen Kunststoff schaut und die Töpfe gut pflegt, kann dieses Jahr für Jahr wiederverwenden.
Kosten: Plastiktöpfe müssen im besten Fall nur 1x angeschafft werden und bei sorgfältiger Haltung wiederverwendbar.
Umtopfen: Bei durchsichtigen Modellen mit Blick auf die Wurzeln erleichtert die Entscheidung, ob sie bereit zum Umtopfen sind. Wer in jeden Topf nur einen Samen sät, braucht nicht so schnell umtopfen, da die Pflänzchen, je nach Topfgröße, noch etwas Zeit haben, um sich weiterzuentwickeln.
Bei mehreren Samen müssen die Wurzeln beim Vereinzeln entwirrt werden.

Ich verwende kleine Anzuchtschalen mit Haube für Chili, Paprika, Auberginen und alle Sorten, die zur Anzucht ein feuchtes und warmes Klima brauchen. Sie haben Platz auf der Heizung und die Haube hält Wärme & Feuchtigkeit.

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Kokosquelltabletten

Kokosquelltabletten sind ebenfalls im Bau- und Gartenfachhandel gut vertreten. Hier gibt es quasi Topf und Anzuchtsubstrat in einem. Mag auf den ersten Blick ein Vorteil sein, muss aber in der Praxis schnell mal umgetopft werden. Und nicht jedes Obst, Gemüse oder Kräuterchen gefällt diese Art von Anzucht

Luftzufuhr: Die Luftzufuhr zu den Wurzeln ist hier gegeben, da die Wand der Quelltabletten organisch und luftdurchlässig ist.
Feuchtigkeit: Die Feuchtigkeit wird in den Kokosfasern gut gehalten.
Schimmel & Trauermücken: Bei zu viel Feuchtigkeit können auch hier die Fasern schimmeln. Trauermücken sind weniger begeistert von Kokosquelltabletten, jedoch bei sehr viel Feuchtigkeit auch hier unterwegs.
Nachhaltigkeit: Kokosquelltabletten sind auf jeden Fall nachhaltiger als Plastiktöpfe, da sie abbaubar sind. Angeblich entstehen sie aus dem Nebenprodukt der Kokosnussernte, jedoch der Weg zu uns ins Land ist wiederum nicht sehr CO₂ freundlich.
Kosten: Kokosquelltabletten müssen für jede Anzucht immer wieder neu gekauft werden.
Umtopfen: Pflänzchen können mitsamt der Kokosfaser und der Haut eingesetzt werden.

Aus meiner Erfahrung und Vergleiche zu anderer Erde, mag ich die Quelltabletten nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Setzlinge hier gut entwickeln. Beziehungsweise sehe ich, wie sie Gas geben, wenn ich sie daraus befreie und in ein anderes Anzuchtgefäß umtopfe. Zum Keimen ok, aber dann würde ich empfehlen diese schnell in ein neues Gefäß umzutopfen.

Zellulose-Torf-Töpfe

Das sind mir die Schlimmsten im Handel.
Sie werden schön als Zellulose-Topf verkauft, also als Papier-Pappbecher. ABER im Kleingedruckten ist Torf mit dabei. Manche Hersteller erwähnen im Onlineshop nicht einmal den Torf (weil negativ behaftet), aber bei nur 80% Zellulose kann man sich schon denken, was die restlichen 20% sind.
Man merkt es auch am eigenartigen Geruch!

Luftzufuhr: Die Luftzufuhr zu den Wurzeln ist gegeben, da organisches Material.
Feuchtigkeit: Die Feuchtigkeit bleibt zwar in der Erde, aber trocknet der Zellulosetopf bedient er sich aus dem Wasservorrat der Erde und entzieht den Setzlingen die Feuchtigkeit.
Schimmel & Trauermücken: Damit die Erde eine gute Feuchtigkeit hat, muss der Topf auch immer feucht sein. Schimmel und Trauermücken vorprogrammiert.
Nachhaltigkeit: Nachhaltig ist hier der Gedanke, dass es wie ein Pappbecher abbaubar ist. Aber extra Torf dafür abzubauen, ist ziemlich schlecht für die Umwelt.
Kosten: Diese Töpfe müssen für jede Anzucht immer wieder neu gekauft werden.
Umtopfen: Auch hier können die Pflänzchen samt dem Topf in die Erde gepflanzt werden.

Selbstgefaltene Papiertüten, Eierkartons, Pappbecher, Klopapierrollen

Die Nummer 1 in Sachen Recycling & Upcycling, jedoch mit ein paar Nachteilen.

Luftzufuhr: Die Luftzufuhr zu den Wurzeln ist gegeben, da Papier und Karton ein organisches Material ist.
Feuchtigkeit: Die Feuchtigkeit bleibt zwar in der Erde, aber ein Topf aus Papier und Karton ist demnach auch immer feucht.
Schimmel & Trauermücken: Damit die Erde eine gute Feuchtigkeit hat, ist der Topf zwangsläufig auch immer feucht. Leider schimmeln diese Art von Anzuchttöpfe vermehrt als alle anderen.
Nachhaltigkeit: Altpapier, Eierkartons und Klopapierrollen wiederverwerten ist eine super Sache. Abbaubar ist dieses organische Material auch.
Kosten: Wer Karton und Papier aus Abfall und Altpaper recycelt, hat hier keine extra Kosten! Diese müssen jedoch jedes Jahr aufs Neue gesammelt und gebastelt werden.
Umtopfen: Wenn alles aus organischen Material besteht, keine Klammern und Klebestreifen, ist es abbaubar und kann mitsamt dem Topf in die Erde gesetzt werden.

Meine Erfahrung: Zur Anzucht nicht ideal, weil es immer wirklich feucht sein sollte und das Material porös wird. Ich fand die Idee so schön und sie ist auch umsetzbar. Aber ich habe für mich persönlich eine andere, nachhaltigere Alternative gefunden.

Erdtopfpresse

Anzucht ohne Topf.
Hierbei wird Anzuchterde mittels Erdtopf-Presse in Würfel gedrückt.
In diesen Würfeln ist eine Vertiefung für das Saatgut.
Wichtig: Die Anzuchterde muss beim Pressen sehr feucht sein, damit sie fest gepresst werden kann, damit sie später in ihrer Würfelform bleibt.

Luftzufuhr: Eine bessere Luftzufuhr als ohne Topf gibt es nicht.
Feuchtigkeit: Die Feuchtigkeit bleibt in der Erde, kein Material rundherum, das saugt oder nicht atmungsaktiv ist. Hier wird nur unten in die Schale gegossen. Die Erdblöcke nehmen das Wasser auf, welches sie brauchen.
Schimmel & Trauermücken: Es steht kein Wasser, es gibt kein anfälliges Topfmaterial. Es ist nie zu nass und immer Luftzirkulation. Demnach auch viel weniger bis gar kein Schimmel vorhanden und den Trauermücken gefällt es hier auch nicht gut.
Nachhaltigkeit: Für mich die nachhaltigste Methode. Es braucht nur die Presse.
Kosten: Mit rund 40€ ist die Presse nicht günstig. Diese einmalige Anschaffung ist es wert.
Umtopfen: Direkt in die Erde setzen, kein Verletzen der Wurzeln.

Unter all den Anzuchtgefäßen, verwende ich neben den Plastikschalen für wärmebedürftige Setzlinge am liebsten diese Methode. Mit einer Anzuchterde-Vermiculit Mischung und Vermiculit darübergestreut für eine gute Feuchtigkeits- und Sauerstoffversorgung.

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Zuletzt aktualisiert am 9. April 2024 um 18:05 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.